5 Dinge, die ich gerne vor dem Weg aus meiner Essstörung gewusste hätte.
Wenn ich zurückschaue auf meinen Weg raus aus meiner Essstörung, denke ich manchmal: “Wow…wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich bestimmt weniger gezweifelt oder gedacht, dass das was ich hier mache einfach total falsch ist”.
Meine wichtigsten Erkenntnisse teile ich hier mir dir in meinem Blogartikel und hoffe, dass sie dir helfen können weniger Zweifel und Ängste zu haben.
1. Du wirst weinen. Viel. Und das ist okay.
Weinen ist etwas so, so wichtiges, denn es hilft dir Anspannung, Stress und Unruhe aus deinem System zu leiten hin zur Ruhe. Du hast diese Gefühle jahrelang mit Esssanfällen unterdrückt und sie haben jetzt endlich den Raum gesehen und gefühlt zu werden. Ich habe während meiner Heilung so, so viel geweint, dass ich irgendwann gar nicht mehr glauben konnte, dass überhaupt noch Wasser in meinem Körper ist und mich hat das am Anfang auch ziemlich überfordert.
Falls du also viel weinst, dann verurteile dich nicht dafür, sondern sieh es als eine große Hilfe deines Körpers an Emotionen loszulassen.
2. Es wird sich zu Beginn nicht gut anfühlen, später dafür aber umso mehr
Wenn man sich verletzt hat, dann verarztet man normalerweise die Wunde, klebt ein Pflaster drauf oder einen Verband und ein paar Tage später, spürt man, dass der Heilungsprozess einsetzt. Bei der Heilung einer Essstörung ist das nicht so, im Gegenteil, es kann sich sogar erstmal richtig falsch anfühlen und dich vielleicht sogar daran zweifeln lassen, ob du hier gerade das richtige machst. Du tust das Richtige! Du stellst dich jahrelangen Ängsten und das fühlt sich bedrohlich an, da dein Kopf denkt, dass es falsch ist, in diese Ängste reinzugehen.
Mach dir klar, dass es Ängste in deinem Kopf sind und dass dein Kopf Zeit braucht zu bemerken, wie gut es dir eigentlich auf lange Sicht geht
3. Dein Körper wird sich verändern, doch du wirst damit klarkommen
Als ich aufhörte zu brechen, nahm ich 10 Kilo zu und dachte, damit wäre meine Zunahme beendet. Das war sie aber nicht, denn nach 1 Monat Pause nahm ich weitere 13 Kilo zu, mit denen ich anfangs absolut nicht klarkam. Doch mit der Zeit und Arbeit an meinem Inneren merkte ich irgendwann, wie unwichtig mein Gewicht für mich wurde und wie viel Lebensfreude ich mit jedem Tag ohne Essstörung gewann.
Wenn du gerade eine Zunahme erlebst oder mit deinem Gewicht stagnierst, verstehe ich absolut, dass du dich nicht wohlfühlst, aber versuche dich nicht davon abhalten zu lassen die Dinge zu tun, die du liebst.
4. Es wird Zeit brauchen. Vertraue darauf, dass diese Zeit dir hilft
Auf deinem Weg werden Tage kommen, an denen du das Gefühl haben wirst, dass du einfach nicht ankommst, obwohl du so viel machst. Ich kenne dieses Gefühl und weiß, wie frustrierend es ist. Die Essstörung war so lange ein Teil deines Lebens und genauso wie sie sich langsam aufgebaut hat, braucht es auch Zeit, um diesen Anteil loszulassen und neue Anteile zu kreieren. Meine Oma sagte immer „Gut Ding will Weile haben“ und damit hatte sie Recht.
Versuche an Tagen, an denen du die Ungeduld sehr stark spürst nicht „schlau zu sein“ und eine Abkürzung zu nehmen, sondern sei freundlich und geduldig mit dir selbst.
5. Du musst das nicht alleine machen!
Es ist möglich den Weg alleine zu gehen, aber es ist unglaublich hart und kräftezehrend. Ich habe am Anfang so viel alleine gemacht, weil ich dachte, dass mich sowieso niemand wirklich versteht. Ich habe auch viel alleine geschafft, aber der Preis dafür war sehr hoch und es hat auch deutlich länger gedauert. Suche dir Menschen, an die du dich anlehnen kannst, wenn du es brauchst und versuche nicht alles alleine durchzustehen. Ob Freunde und Freundinnen, deine Familie, eine Therapeutin oder eine Coach. Hilfe ist so wichtig.
Hole dir Unterstützung. Traue dich auszusprechen, wenn dir etwas schwer fällt. Das ist völlig ok und hilft anderen Menschen dich besser zu verstehen und dir besser helfen zu können.
Der Weg ist nicht immer leicht, aber er ist es so wert! Wenn du Unterstützung von mir möchtest, dann schreibe mir jederzeit und wir gehen ein Stück deines Weges zusammen, denn gemeinsam ist man weniger allein.
Bis dahin alles Liebe
Deine Julia