Freundschaftsabbrüche, und wie du damit umgehen kannst.

Der Weg aus einer Essstörung ist nicht nur ein symptomfreies Leben anzusteuern, sondern es ist ein Weg, auf dem man tiefe Erkenntnisse über sich selbst hat und ein enormes persönlichen Wachstum erlebt. Mit jedem Schritt lernt man sich immer besser kennen und findet und lernt auch immer mehr Grenzen zu setzen, wenn Dinge passieren, die einem nicht gefallen. Vor allem das Erlernen von Grenzen setzen und zu sich und seinem Sein zu stehen ist ein essentieller Schritt, um die Essstörung hinter sich zu lassen und diese Veränderung spürt man nicht nur selbst, sondern vor allem auch das Umfeld.

Man verhält sich anders und trifft Entscheidungen, die man während einer Essstörung wahrscheinlich nicht getroffen hätte und eventuell wird man sich auf diesem Weg auch von Menschen trennen müssen, die lange Zeit davon profitiert haben, dass man nicht zu sich gestanden hat.

Die Transformation

Auch mein Weg aus der Essstörung war nicht nur ein physischer Prozess, in dem ich das Symptom Ess-Brechanfall zurückließ, sondern vor allem ein tiefer und emotionaler Wandel. Zum einen lernte ich mich selbst immer mehr kennen und verstand auch immer besser meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu respektieren und zum anderen begann ich Grenzen zu setzten, etwas, das ich jahrelang nicht getan hatte und was zu unzähligen Ess- Brechanfällen geführt hat. Denn jedes Ja, das meine Grenzen überging, war ein Nein zu mir.

Menschen gehen lassen

Im Laufe dieser Transformation wurde mir irgendwann klar, dass einige meiner engsten Freundschaften auf einem ungesunden Ungleichgewicht basierten. Manche Freunde hatten sich an eine Version von mir gewöhnt, die immer zugänglich, kompromissbereit und oft selbstaufopfernd war. Als ich begann, meine Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen und Grenzen zu setzen, merkte ich bald, dass ich nicht mehr in die Rolle passte, die jahrelang sehr bequem für sie gewesen war. Und als ich das ansprach, ging das zum Teil so weit, dass mein tiefstes Inneres und sehr intime Dinge, die ich erzählt hatte, gegen mich verwendet wurden, damit sie sich rechtfertigen konnten. Doch anders als früher stand ich weiterhin zu mir und setzte zum ersten Mal mich an allererste Stelle. Ich ließ die Freundschaft los. Diese Entscheidung war absolut nicht leicht, eine der schmerzvollsten Erfahrungen meines Lebens und hat mich viel Kraft und Tränen gekostet, dennoch war es ein sehr klares JA zu mir.

3 Dinge, die du tun kannst, wenn du bemerkst, dass dir eine Freundschaft nicht mehr gut tut

Auch wenn es manchmal sehr schwierig ist zu akzeptieren, manche Menschen sind keine Lebensgefährten, sondern nur Lebensabschnittsgefährten für ein kürzeres oder längeres Stück deines Weges. Manchmal trennt man sich auch bei einer Weggabelung und trifft irgendwann wieder zusammen und geht gemeinsam weiter und manchmal ist es ein Abschied für immer. Und das kann erstmal sehr weh tun. Wenn du gerade auf deinem Weg aus der Essstörung bist und spürst, dass es enge Menschen gibt, die sagen, dass du zu viel erwartest (lese dazu auch gerne folgenden Artikel Warum “Du bist zu viel manchmal das größte Kompliment ist ), weil du Grenzen setzt, dann können dir folgende 3 Tipps hoffentlich helfen bei dir zu bleiben.

  • Erkenne deinen Wert und stehe zu deinen Grenzen

    Verinnerliche jeden Tag, dass du es verdient hast respektvoll behandelt zu werden und dass in einer Freundschaft auch deine Gefühle gesehen und wertgeschätzt werden sollten! Vielleicht fühlt es sich zu Beginn egoistisch an auszusprechen, was du willst und erwartest doch das ist es nicht. Das Setzen von Grenzen ist ein essentieller Schritt auf dem Weg raus aus der Essstörung und es ist in Ordnung, "Nein" zu sagen und deine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen. Fange klein an und kommuniziere klar und freundlich deine Grenzen.

  • Umgib dich mit Menschen, die dich strahlen sehen wollen

    Suche aktiv nach Menschen, die deine Veränderung unterstützen und dich in deinem Wachstum bestärken. Das können neue Freundinnen, Selbsthilfegruppen oder auch professionelle Unterstützerinnen sein. Vielleicht kennst du den Spruch „Du bist der Durschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“ Und das ist so wahr. Umgib dich mit positiven Menschen, die auch wachsen wollen und Herausforderungen nicht mit einem „Es geht halt einfach nicht“ abstempeln.

  • Sei bereit, loszulassen 

    Akzeptiere, dass manche Freundschaften nicht für immer sind. Es ist wie ein Zug. An manchen Haltestellen steigen Menschen aus, dafür aber steigen auch andere wieder ein. Es kann schmerzhaft sein, aber das Loslassen von Menschen, die deine Grenzen nicht akzeptieren können, ist notwendig für dein Wohlbefinden. Trauere um den Verlust, aber erkenne auch die Freiheit und das Wachstum, das durch das Loslassen entstehen kann. Feuer- und Vergebungsrituale können dir bei dem Loslassprozess helfen.

Fazit

Der Weg aus der Essstörung ist ein kraftvoller Prozess der Selbstfindung und Heilung. Während dieser Reise kann es notwendig sein, sich von alten Freundschaften zu trennen, die dich zurückhalten. Den Mut zu haben, diese Entscheidungen zu treffen, öffnet den Raum für neue, gesunde Beziehungen und ein authentisches Leben. Du bist es wert, dich selbst zu respektieren und in einem Umfeld zu leben, dass dich und deine Grenzen respektiert.Und wenn du gerade in einem Abschiedsprozess bist und dafür Unterstützung brauchst, dann kannst du dich jederzeit bei mir melden.

Es ist nicht immer einfach, aber es ist's so wert!

Alles Liebe

deine Julia

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5 Dinge, die ich gerne vor dem Weg aus meiner Essstörung gewusste hätte.