Was braucht es wirklich, um eine Essstörung loszulassen
Die Essstörung loslassen. Das ist immer das große Ziel, vor allem wenn man schon seit mehreren Jahren mit der Essstörung lebt. In meiner Arbeit als Coach sehe ich immer, dass es drei wesentliche Fähigkeiten gibt, die Frauen entwickeln bzw. verstärken, wenn sie entscheiden den Weg raus aus der Essstörung loszugehen.
1. Die Bereitschaft, hinter die Fassade zu schauen
Eine der größten Herausforderungen bei der Bewältigung einer Essstörung ist es, sich nicht mehr auf das Gewicht und den Körper zu fokussieren, sondern auf die inneren Prozesse, Gedanken und Verhaltensmuster zu schauen. Viele Menschen versuchen ihre Essstörung zu heilen, indem sie sich Essenspläne schreiben oder Essensregeln. Diese Fixierung ist aber meistens eine Ablenkung von den tiefer liegenden emotionalen Anteilen, die man sich eigentlich anschauen sollte..
Warum ist das wichtig?
Ohne eine innere Veränderung wird keine äußere Veränderung auf lange Sicht stattfinden. Es ist entscheidend, die Emotionen, Gedanken und Glaubenssätze zu erkennen, die die Essstörung antreiben und das bedeutet: Sich mit den eigenen Ängsten und Unsicherheiten auseinanderzusetzen, die hinter Körper und Gewicht versteckt liegen.
Wie kannst du das umsetzen?
Selbstreflexion: Führe ein Tagebuch, in dem du deine Gefühle, Gedanken und Erfahrungen festhältst. Mir hat das sehr geholfen, um meine eigenen Muster zu erkennen, was wiederum hilft zu verstehen, was hinter der Essstörungen steckt.
Therapie/Coaching: Suche professionelle Unterstützung, um wirklich in der Tiefe zu arbeiten und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen jeglicher Art helfen dir, um dich und deinen Körper immer besser wahrzunehmen und eine Verbindung zu erschaffen.
2. Mut
Veränderung erfordert Mut. Es bedeutet, immer wieder aus der Komfortzone rauszugehen und Dinge zu tun, die einem erstmal Angst machen oder sich erstmal nicht gut anfühlen. Das kann das Aufhören vom wiegen sein, eine Sportpause zu machen oder das Essen von „Fearfoods“ – Lebensmitteln, die man bisher gemieden hat.
Warum ist das wichtig?
Essstörungen sind oft von rigiden Mustern und Verhaltensweisen geprägt. Diese zu durchbrechen und neue Erfahrungen zu machen, ist ein wesentlicher Teil um wirklich den Weg raus aus der Essstörung zu gehen. Das eigene Verhalten zu verändern zeigt, dass man wieder auf seine eigene Stimme hört und nicht mehr auf die der Essstörung.
Wie kannst du das umsetzen?
Kleine Schritte: Drück dir nicht zu viel auf, sondern beginne mit kleinen Veränderungen, die zwar herausfordernd, aber machbar sind. z.B einmal die Woche ein Fearfood essen, nicht mehr wiegen etc.
Unterstützung: Auch hier ist Unterstützung so wichtig. Vertraue dich Menschen in deinem direkten Umfeld an, die dich ermutigen und dir helfen, neue Dinge auszuprobieren. Das können Freunde, Familie oder eine Selbsthilfegruppe sein.
Mitgefühl: Sei geduldig und freundlich zu dir selbst und mach dich nicht runter, wenn etwas nicht gleich so klappt, wie du es dir vorgestellt hast. Jeder Schritt, den du unternimmst, ist ein Fortschritt.
3. Die Fähigkeit weiterzumachen
Der Weg zur Heilung von einer Essstörung ist selten linear. Es gibt starke Höhen und manchmal auch sehr dunkle Tiefen und genau in den Tiefen ist es unglaublich wichtig nicht in einer “Es-ist-alles-so-anstrengend-Starre” zu bleiben, sondern trotzdem weiterzumachen, auch wenn es nur minimal ist. Die Fähigkeit, weiterzumachen, ist entscheidend, um langfristige Veränderungen zu erreichen.
Warum ist das wichtig?
Resilienz und Durchhaltevermögen sind wesentliche Fähigkeiten, um eine Essstörung zu überwinden. Es geht darum, nach einem Rückfall nicht aufzugeben und zu erstarren, sondern sich zu sagen: “Auch wenn es jetzt gerade wirklich anstrengend ist, mache ich weiter, denn ich weiß wo ich hinwill.”
Wie kannst du das umsetzen?
Ziele setzen: Realistische und erreichbare Ziele sind so unglaublich wichtig, um motiviert zu bleiben. Feiere jedes Ziel, dass du erreichst, egal wie klein sie sind.
Routinen: Routinen helfen dir vor allem in der Anfangsphase eine Stabilität und Struktur zu geben, die dir vor allem helfen, wenn du ein Tief hast.
Selbstreflexion: Reflektiere regelmäßig und schaue zurück, wo du hergekommen bist. Was hat gut funktioniert? Was nicht? Was könntest du beim nächsten Mal anders machen?
Schlussgedanken
Veränderung ist möglich. Ich habe es nicht nur selbst erlebt, sondern sehe auch als Coach immer wieder, wie Menschen, die diese Fähigkeiten entwickeln, unglaubliche Fortschritte machen und ihre Essstörungen hinter sich lassen. Es ist ein Weg mit Herausforderungen, aber auf diesem Weg wirst du unglaublich viel Wachstum und Selbstentdeckung erleben. Und wenn du diesen Weg mit mir gehen möchtest, dann melde dich gerne jederzeit bei mir.
Es ist nicht immer leicht, aber es ist’s so wert!
Alles Liebe
deine Julia