Ziellosigkeit überwinden: Wie du nach einer Essstörung wieder Freude im Leben findest.

Kennst du dieses Gefühl?

Du bist unzufrieden mit deinem Leben, weißt aber nicht, was du stattdessen machen möchtest. Du möchtest herausfinden, wer du ohne die Essstörung bist, aber dir fällt nichts ein, was dir außer Essen Freude bereiten könnte. Du hast freie Zeit, aber keine Ahnung, was du mit ihr machen sollst?

Dieses Gefühl der Ziellosigkeit hat mich auf dem Weg raus aus meiner Essstörung manchmal richtig gelähmt und frustriert. Ich hatte es endlich geschafft nicht mehr zu brechen, aber war komplett überfordert mit all der freien Zeit. Ich wusste nicht mit was ich sie füllen sollte und wusste erst recht nicht, was mir eigentlich noch Spaß macht- außer Essen. Ich hatte komplett den Kontakt zu mir selbst verloren.

Zwei Wege aus der Ziellosigkeit

Es gibt zwei Ansätze, mit diesem Gefühl der Ziellosigkeit umzugehen:

  1. Kleines Ziel: Du versuchst dir ein kleines bestimmtes Ziel zu setzten und darauf hinzuarbeiten.

  2. Ziellosigkeit aushalten und ausprobieren: Du akzeptierst das Gefühl, nicht zu wissen, was du willst, und probierst trotzdem etwas Neues aus – auch ohne zu wissen, wohin es führt.

Der zweite Ansatz erfordert Mut und Geduld, doch er kann dir helfen, dich aus der Starre zu befreien.

Perfektionismus als Blockade

Menschen mit Essstörungen neigen oft zu Perfektionismus. Wenn sie etwas tun, soll es perfekt sein. Doch genau dieser Anspruch kann blockieren. Du möchtest endlich etwas essen, aber es soll sich auch "lohnen". Du kaufst dir etwas, aber es muss das "Richtige" sein. Du stehst im Supermarkt und überlegst ewig, welches Produkt das Beste ist – und wenn es mehrere Optionen gibt, kannst du dich nicht entscheiden. Diese Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, und das ständige Grübeln sind super anstrengend und die Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, hält dich gefangen in der Ziellosigkeit.

Denn wenn du mal wirklich drüber nachdenkst.

Was kann wirklich passieren, wenn du dich falsch entscheidest? Du könntest herausfinden, dass es dir nicht gefällt. Und das ist in Ordnung. Einfach mal ausprobieren – das ist der Schlüssel.

Entscheidungen treffen, Vertrauen aufbauen

Je mehr Entscheidungen du triffst, desto sicherer wirst du und je sicherer du wirst, desto mehr verlierst du die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Dabei geht es vor allem um Vertrauen – das Vertrauen in dich selbst. Denn selbst wenn du eine falsche Entscheidung triffst, kannst du darauf vertrauen, dass du auch hier wieder eine Lösung finden wirst.

Ein Vogel vertraut auch nicht dem Ast, auf dem er sitzt, sondern seinen Flügeln. Bricht der Ast - hat er also die falsche Entscheidung getroffen - fliegt er weg und sucht sich einen neuen. Ähnlich kannst du das auch machen: Je mehr du Entscheidungen aufschiebst, desto unsicherer wirst du. Deshalb: Trau dich, eine Entscheidung zu treffen!

Praktische Tipps, um Entscheidungen zu erleichtern

Wie kannst du dich schneller entscheiden? Hier sind ein paar Tipps:

  • Münze werfen: Es klingt total doof, aber mir hat es tatsächlich schon so oft geholfen einfach eine Münze zu werfen und darauf zu achten, wie sich das Ergebnis anfühlt. Oft habe ich dadurch erkannt, dass ich doch eigentlich lieber die andere Seite der Münze wollte und dann habe ich auch diese Entscheidung getroffen.

  • Stelle einen Timer: Gib dir selbst eine Minute Zeit, um dich zu entscheiden.

Den Druck herausnehmen – etwas nur tun, weil es gut tut

Wenn es darum geht, herauszufinden, was du mit deiner freien Zeit machen möchtest, nimm dir den Druck, dass es "nützlich" oder "sinnvoll" sein muss. Ganz oft macht man Dinge, die einem eigentlich richtig Spaß machen nicht mehr, weil man denkt, dass es nichts bringt oder man nicht gut genug ist in dem, was man machen möchte.

Wenn dir z.B malen Spaß macht, dann freu dich an dem Spaß daran und denk nicht, dass das Bild schön werden muss. Oder vielleicht puzzelst du gerne, einfach weil es dir Freude bereitet, auch wenn das Puzzle am Ende wieder in die Schachtel kommt.

Manchmal geht es nicht darum, etwas Produktives zu tun, sondern darum, was mit dir passiert, während du es tust.

Wer bist du ohne die Essstörung?

Wenn du gerade dabei bist, herauszufinden, wer du ohne die Essstörung bist, kannst du dir auch die Frage stellen: Wer möchte ich sein? Überlege dir, wie du gerne wärst, und probiere es aus. Beobachte, wie du in verschiedenen Situationen reagierst, und entdecke, welche Eigenschaften du vielleicht schon in dir trägst.

Schlussgedanken

Ziellos zu sein, ist nicht schlimm, wichtig ist nur, dass du dich davon nicht blockieren lässt und  trotzdem weitergehst und Dinge ausprobierst, denn jede Entscheidung, die du triffst, hilft dir, Vertrauen in dich selbst aufzubauen und deinen eigenen Weg zu finden – auch wenn du ihn im Moment noch nicht klar sehen kannst.

Und wenn du Unterstützung möchtest, um schneller herauszufinden, wer du bist, was du möchtest und wo du hinwillst, dann schreib mir jederzeit gerne an hallo@juliaschneble.com

Es ist nicht immer leicht, aber es ist´s so wert.

Alles Liebe

Deine Julia

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Die Macht der Wut: Warum Frauen mit Essstörungen lernen müssen, ihre Wut zu fühlen, um zu heilen

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Warum du den Weg aus der Essstörung nicht schaffst – und wie du das ändern kannst