Coaching oder Psychotherapie bei Essstörung. Was ist der Unterschied?
Ich merke immer wieder bei meinen Erstgesprächen, dass eine allgemeine Verwirrung vorherrscht, ob denn nun ein Coaching oder eine Psychotherapie besser ist für die Behandlung einer Essstörung. Daher möchte ich im folgenden Artikel darauf eingehen, was die größten Unterschiede von Coaching und Therapie sind.
Ich selbst habe auf meinem Heilungsweg sowohl eine Psychotherapie als auch Coaching in Anspruch genommen und kann vorweg schonmal sagen, dass keiner der beiden Ansätze „besser“ oder „schlechter“ ist, sondern es immer auf das individuelle Bedürfnis der Person ankommt, die eine Essstörung hat.
Generell ist auch zu sagen, dass es nicht einfach ist eine Essstörung hinter sich zu lassen und es kommt auch vor, dass eine Heilung nicht immer das Ziel an erster Stelle ist. Manchmal reicht es auch erstmal aus, einen besseren Umgang mit der Krankheit zu finden und weniger Leidensdruck im Alltag zu fühlen. Nichtsdestotrotz braucht es für die Behandlung von Essstörungen eine sorgfältige und professionelle Herangehensweise und Betroffene sollten auf ihrem Heilungsweg ernst genommen und unterstützt werden.
Coaching vs. Psychotherapie: Was ist eigentlich der genaue Unterschied?
Coaching
Ziel: Das Hauptziel eines Coachings bei Essstörungen ist es, Menschen dabei zu helfen, konkrete Ziele zu setzen mit dem Blick auf die aktuelle Situation. Das bedeutet, dass man als Coach die aktuelle Situation des Coachees kennt und darauf achtet sie/ihn nicht zu überfordern, sondern mit den Ressourcen - also zu was der/die Coachee aktuell fähig ist – arbeitet und so leicht möglichst Fortschritte macht und die persönlichen Ziele des/der Coachee erreicht.
In einem Coaching werden Handlungen geplant, Strategien entwickelt und praktische Schritte zur Bewältigung der Essstörung unternommen. Das kann unter anderem das Wiederlernen von eigener Körperwahrnehmung, Hunger& Sättigungsgefühl sein, das Erlernen von Fähigkeiten zur Stressbewältigung und die Verbesserung des Selbstwertgefühls.
Methoden: Um dem/der Klient/in zu helfen Veränderungen des eigenen Verhaltens und Denkens herbeizuführen, werden praktische Werkzeuge und Techniken verwendet. Diese können zwischen den Coachings angewendet und ausprobiert werden und sie bieten zudem Motivation, um am Ball zu bleiben.
Fokus: Der Fokus eines Coachings liegt immer auf der Gegenwart.
Wie kann ich JETZT Fähigkeiten zur Bewältigung von Situationen entwickeln, um einen besseren Umgang mit mir und meinem Essverhalten zu bekommen. Wie kann ich JETZT lernen mit Stress und Essenstriggern umzugehen, um mich nicht selbst zu verletzen. Was hilft mir JETZT, um meine Selbst- bzw. Durchhaltemotivation aufrechtzuerhalten, damit ich auch an Tiefpunkten weitermachen kann.
Zeitrahmen: Coaching kann in der Regel kurzfristiger sein und ist oft zielorientiert, um bestimmte Verhaltensweisen zu ändern.
Kosten: Coachingsitzungen werden leider noch nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen selbst getragen werden.
Du hast das Gefühl Coaching ist das richtige für dich? Dann buche dir ein kostenloses Klarheitsgespräch, in dem wir gemeinsam herausfinden, welche Schritte du sofort gehen kannst, um deine Essstörung hinter dir zu lassen.
Psychotherapie
Ziel: Die Psychotherapie hat das Ziel tief liegende psychische Ursachen von Essstörungen herauszufinden, zu verstehen und zu behandeln. Man versucht die Bewältigung von emotionalen Problemen und psychischen Belastungen zu identifizieren, die zu einer Essstörung geführt haben oder diese immer noch aufrechterhalten.
Methoden: Eine der häufigsten angewendeten Methoden ist die Gesprächstherapie. Es gibt unterschiedliche Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT), psychodynamische Therapie oder Interpersonelle Therapie (IPT), um psychische Gesundheitsprobleme anzugehen und das Verhalten zu verändern.
Fokus: Der Fokus einer Psychotherapie liegt oft auf der Vergangenheit und wie diese die Gegenwart beeinflusst. Wie durch vergangene Ereignisse Verhaltens- und Glaubensmuster entstanden sind und wie diese das heutige Leben und die Lebensqualität beeinträchtigen.
Zeitrahmen: Psychotherapie ist oft langfristiger und zielt darauf ab, tiefgreifende Veränderungen in Denkmustern und Verhaltensweisen herbeizuführen.
Kosten: Psychotherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Man kann einen Antrag an die Krankenkasse stellen, damit sie die Therapie genehmigt und Kosten übernimmt. Bei privaten Krankenversicherung ist die Übernahme nicht einheitlich geregelt und der jeweilige Versicherungs- Vertrag bestimmt, was und wie viel gezahlt wird.
Der Ansatz: Coaching vs. Psychotherapie
Coaching
Die Beziehung des Coachs und des/der Coachee ist auf Augenhöhe und ähnelt einer partnerschaftlichen Beziehung. Der/die Coach unterstützt seine/n Coachee, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen, dabei teilt man als Coach auch persönliche Erlebnisse und Dinge, die einem bei der Bewältigung eines ähnlichen Problems geholfen haben.
Praktische Strategien: Das Coaching konzentriert sich auf die Anwendung praktischer Techniken und Strategien im täglichen Leben, um konkrete Verhaltensänderungen zu fördern. In manchen Coachings, die sich auf Essstörungen konzentrieren, gibt es zudem noch die Möglichkeit zwischen den Einzelcoachings telefonisch per Nachricht in Kontakt zu stehen.
Psychotherapie
Die Beziehung des Psychotherapeut*in ist etwas distanzierter und der/die Psychotherapeut*in teilt nichts von den eigenen Lebenserfahrungen bzw. bewältigten Herausforderungen. Über eine tiefgehende Analyse der emotionalen und psychischen Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Essstörung beigetragen haben bzw. beitragen, versucht man das Verhalten des/der Klient*in zu verändern.
Die Psychotherapie zielt darauf ab, die zugrunde liegenden emotionalen Ursachen zu behandeln, die zu Essstörungen führen können, wie traumatische Erfahrungen, Beziehungsprobleme oder Depressionen.
Zusammenarbeit: Coaching und Psychotherapie
Da es oft so wirkt, als solle man sich für das eine oder der andere entscheiden, ist es mir wichtig hervorzuheben, dass Coaching und Psychotherapie nicht in Konkurrenz zueinanderstehen sollten, sondern sich im besten Fall ergänzen, denn oft ist eine ganzheitliche Herangehensweise am effektivsten.
Das bedeutet, dass Coaching genutzt werden kann, um praktische Bewältigungsstrategien im Alltagsleben zu entwickeln und die Psychotherapie dazu, tieferliegende psychische Probleme zu behandeln. Die Wahl zwischen Coaching und Psychotherapie hängt von den individuellen Bedürfnissen und auch der Schwere der Essstörung ab und darf von jeder Person selbst getroffen werden.
Ich hoffe, dass ich dir den Unterschied von Coaching und Therapie ein bisschen verständlicher machen konnte. Sich Hilfe zu holen ist immer ein großer und wichtiger Schritt und du kannst immer stolz auf dich sein, egal für was du dich entscheidest.
Falls du glaubst, dass Coaching ein Ansatz ist, der dir auf deinem Heilungsweg helfen könnte, dann melde dich gerne bei mir und wir finden gemeinsam heraus wo du stehst, wo du hinmöchtest und ich zeige dir, wie du das machen kannst.
Bis dahin alles Liebe,
deine Julia