Wie Coaching mein Leben gerettet hat
Coaching hat mein Leben nicht nur verändert, sondern auch gerettet!
Ich habe nicht sehr viele Erinnerungen an meine Kindheit, doch an was ich mich noch gut erinnern kann, sind Momente, in denen sich Menschen über meinen Körper auslassen haben. Sei es die Kinder in der Schule, die sich lustig über mich machten und mir oft mit dick aufgeblasenen Backen „Fette Gans“ zuschrien. Sei es mein Vater, der mir sagte, dass man überhaupt keine schöne Kleidung für mich kaufen könne, da ich einfach zu dick sei. Sei es meine Oma, die mir sagte, dass ich leider nicht reiten lernen könne, da mich kein Pferderücken aushalten würde (Ich wog damals 45 Kilo…) Oder sei es mein damaliger Lehrer, der sich breitbeinig vor mich hinstellte und mir sagte „Julia, so geht das nicht weiter! Du musst endlich abnehmen“, als ob es das Dringendste der Welt sei.
Noch dazu kam, dass ich ein Kind war, das Stille genoss. Ich liebte Stille und konnte mich stundenlang mit mir selbst beschäftigen, malen, singen, lesen und das konnte ich auch, wenn Menschen anwesend waren. Ich mochte es in Gesellschaft zu sein und gleichzeitig schweigen zu können. Doch auch dieses Verhalten kam, vor allem bei meinen erwachsenen Mitmenschen, nicht gut an. Ich sollte mehr reden, mehr sprechen, mich gut unterhalten können und natürlich schlank sein. Von klein auf lernte ich also, dass es nicht gut ist in Stille zu sein und dass mein Körper, so wie er war, nicht gut ist. So lebte ich jahrelang weiter und für viele Jahre waren zwei meiner tiefsten Glaubenssätze:
„Wenn ich nicht dünn bin, werde ich nicht geliebt“
„Wenn ich nicht spreche, mögen mich Menschen nicht“
Es brauchte Jahre, um mir überhaupt erstmal bewusst zu werden, dass ich so etwas dachte.
Die Macht der Glaubenssätze
Um das als Metapher, leichter verständlich auszudrücken:
Diese Glaubenssätze waren wie eine Straße, die ich so oft entlanggelaufen war, dass ich sie auswendig kannte. Ich konnte auf ihr mit geschlossenen Augen laufen und wusste genau, wo ich lang muss.Von daher waren mir diese Gedanken nicht mehr bewusst. Ich hatte sie so oft gedacht, dass sie so tief in mir waren, dass ich sie nicht aktiv denken musste, denn sie waren meine persönliche Wahrheit geworden.
Wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich es manchmal immer noch nicht fassen, wie lange ich Stille aus meinem Leben verbannt habe, obwohl ich sie als Kind so sehr geliebt hatte und heute wieder so sehr liebe und schätze. Zudem musste ich lange Zeit die dünnste Version meiner selbst sein, um – meiner damaligen Überzeugung nach - anderen zu gefallen und geliebt zu werden. Ich verachtete mich zutiefst, wenn ich es nicht schaffte eine Unterhaltung am Laufen zu halten und wenn es tatsächlich mal zu einem Moment der Stille kam, hieß das für mich versagt zu haben, langweilig zu sein und nicht mehr gemocht zu werden. Ich machte verschiedenste Therapien, doch keine half wirklich, mir diese tiefsitzenden Gedanken bewusst zu machen und daran zu arbeiten sie zu verändern. Mein Selbstwert existierte nicht und auch meine Essstörung wurde von Tag zu Tag schlimmer.
Der Tiefpunkt
Mit 27 war ich in einer Beziehung, welche zum schlimmsten Herzschmerz meines Lebens werden sollte. Ich hatte meinen kompletten Selbstwert an meinem Freund festgemacht und als er mich verließ, war das Gefühl nicht genug zu sein zerstörend. August 2017 war meine persönliche Hölle. Mein Tag bestand aus morgens aufwachen und weinen, essen, kotzen, arbeiten, essen, kotzen, arbeiten, essen, kotzen, Tinderdates haben, mich betrinken, heimkommen und weinen.
Es war mein absoluter Tiefpunkt und ich wusste nicht mehr, wie ich weitermachen sollte.
Da las ich zum ersten Mal über Coaching. Es war eigentlich ein Beziehungscoaching, dass man selbstständig für 3 Monate durchmachte - denn in meinem absoluten Wahn wollte ich anfangs unbedingt mit dem Mann, der mich auf eine sehr feige und respektlose Weise verlassen hatte, wieder zusammenkommen. So sehr brauchte ich meinen Selbstwert wieder. Aber das war nicht der springende Punkt.
Meine erste Erfahrung mit Coaching
Was mich zutiefst faszinierte, waren die Fragen, mit denen ich mich zum ersten Mal in meinem Leben beschäftigte. Es waren Fragen nicht zu meinem Äußeren, sondern meinem Inneren. Es ging eigentlich gar nicht um eine Beziehung zu einem Mann, sondern um die Fähigkeit sich selbst zu respektieren, sich selbst zu lieben und sich selbst gut zu behandeln. Ich begann mir Fragen zu stellen wie:
Was mag ich eigentlich?
Habe ich Hobbies?
Was sind eigentlich meine Werte?
Warum verhalte ich mich, wie ich mich verhalte?
Warum suche ich mir die Partner aus, die ich mir aussuche?
An was für Kriterien mache ich das fest?
Was denke ich über mich selbst?
Wie möchte ich von anderen behandelt werden?
Wie behandle ich mich selbst?
Ich begann mich und mein Verhalten zu hinterfragen und reflektieren und immer mehr zu verstehen, wer ich wirklich bin. Warum ich auf Dinge reagiere, wie ich reagiere, mich behandeln lasse, wie ich es tat und in welchen Momenten meine Essstörung ganz besonders stark war.
Auf dieses Coaching folgten zahlreiche weitere. Da ich viel Geld für meine Fressanfälle ausgab, konnte ich mir anfangs keine persönlichen 1:1 Coachings leisten. Also investierte ich alles in Coachings, in denen ich alleine Fragen beantworten konnte, bis ich irgendwann das Geld hatte für ein 1:1 Coaching. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht bereits früher in ein persönliches Coaching investiert zu haben, da man mit einem anderen Menschen, der die eigenen Antworten spiegelt und gemeinsam reflektiert, viel schneller auf Lösungen und neue Strategien kommt, aber ich bereue es auch nicht.
Es war mein Weg.
Ich bin Coaching und der Macht der Fragen so unendlich dankbar, denn es hat mein Leben zu 360 Grad verändert und mich so weit gebracht Respekt vor mir selbst zu haben und meine Selbstliebe und meinen Wert nicht mehr in anderen Menschen zu suchen, sondern in mir selbst zu finden und immer mehr zu stärken. Es hat mir die Kraft gegeben mich von meiner Essstörung zu lösen und gibt mir auch heute noch die Kraft in schwierigen Situationen eine Lösung zu finden und weiterzumachen.
Es gibt nicht den einen “richtigen” Heilungsweg, es gibt nur deinen.
Jede Recovery ist individuell und jeder Mensch braucht etwas anderes. Mir persönlich hat Therapie nicht geholfen meine Essstörung zu überwinden, sie hat mir aber geholfen andere gestörte Mechanismen in meinem Leben zu verstehen und hat mir somit den Weg geebnet meine Essstörung hinter mir zu lassen. Es gibt fantastische Psychotherapeut*innen, die Menschen unterstützen und ihnen auf ihrem Weg helfen und wenn du das Gefühl hast, dass eine Therapie genau das ist was du brauchst und gerade auch am Anfang stehst, dann ist das wirklich super! Go for it!
Idealerweise verbindest du auch Therapie und Coaching miteinander, da bei einer Essstörung auch viele Themen aus der Vergangenheit eine Rolle spielen, welche natürlich in einer Therapie gut aufgearbeitet werden können.
Wenn du Coaching für dich ausprobieren möchtest und spürst, dass es momentan genau das richtige für dich und für deinen Heilungsweg ist, dann schreib mir sehr gerne und wir finden heraus, wo du stehst, wohin du möchtest und was du brauchst.
Bis dahin alles Liebe
Deine Julia