Selbstzweifel überwinden in schweren Zeiten: Wie du aus dem Gedankenkarussell ausbrichst und deine innere Stärke findest

An Tagen wie diesen…

Ich liege erschöpft auf dem Sofa und eine Träne rollt mir über meine Wange. Ich fühle mich so energielos, so langsam und ohne Motivation. Eigentlich gibt es so viele Dinge, die ich machen sollte und wollte und eigentlich hatte ich erst eine Woche, in der ich viele Dinge nicht erledigt habe und heute ist mein freier Tag. Ein Tag, der da sein sollte, damit ich entspannen kann und Dinge erlebe, die mir Spaß machen und doch liege ich jetzt hier, kaputt, traurig und erschöpft und es ist, als ob ich mich an keine dieser Dinge, die mir eigentlich Spaß machen, erinnern könnte.

„Denk an deine Wünsche und folge ihnen”, habe ich gestern noch in einer Story einer Influencerin gelesen.

Meine Wünsche.. ja…

Anfang des Jahres hatte ich sie mir aufgeschrieben. Ich suche die lange Liste an Wünschen heraus, die ich in mein Tagebuch geschrieben hatte, dabei fällt mir auf, dass ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr in mein Tagebuch geschrieben habe.„Nicht mal das kriegst du hin“, schnellt mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich lese meine Wünsche und spüre, dass mich bereits das Durchlesen ihrer überfordert. Ich klappe das Buch schnell wieder zu und spüre, wie sich wieder eine tiefe Traurigkeit in mir ausbreitet.

Ich will mich einfach nur wieder fröhlich fühlen, so wie vor 2 Monaten, als ich all diese Wünsche aufgeschrieben habe. Als ich voller Glaube, Fröhlichkeit und Motivation war und wusste, dass ich dieses Jahr ganz viel erreichen und erleben möchte.

Die Meereswellen der gemeinen Gedanken 

Und jetzt bin ich hier, gestrandet, nicht an einem schönen Strand am Meer mit Sonne, sondern auf meinem gelben, verkorksten Sofa und anstatt blaue, nach salz riechende Meereswellen, krachen harte und riesengroße Gedankewellen auf mich ein.

„Jetzt lieg doch nicht so faul herum, andere Menschen arbeiten um diese Zeit und du hast das große Privileg heute frei zu haben, UNTER der Woche!!“

„Wenn du schon nichts unternimmst, dann arbeite doch wenigstens ein bisschen, anstatt hier nur rumzuheulen!!“

„Oh mein Gott suhl dich doch nicht so im Selbstmitleid“, „Du kriegst einfach nichts auf die Reihe“, „Bist einfach immer so langsam!“

„So wird sich erst recht nichts ändern!!“

„Du hast nicht für immer Zeit!!“

„Obwohl, wenn ich so dran denke, was machst du hier eigentlich?“

„Niemand braucht dich“……„Andere können das alles besser“

„Du bist einfach so nutzlos“.

Nach einer gefühlten Ewigkeiten, nehme ich diesen Gedankenstrudel wahr und bin selbst erschrocken über all die Dinge, die gerade im Millisekundentakt in meinem Kopf passiert sind.

Ich atme einmal tief durch.

Die Traurigkeit ist immer noch da und ich spüre, dass auch meine Augen nassgeweint sind, doch da ist noch irgendwas anderes…Ich kann es noch nicht in Worte fassen, aber ich spüre einen minimalen Unterschied zu vorher. Und da fällt es mir auf.

Ich habe gerade bewusst wahrgenommen, dass ich diese Gedanken gedacht habe.

Es mag nach wenig klingen, aber in der Vergangenheit habe ich solche Gedanken auch schon sehr oft gedacht, wenn nicht sogar noch schlimmer, denn früher wäre bestimmt noch sowas dabei gewesen wie

„Du faules Schwein, krieg deinen Arsch hoch, sonst wirst du für immer so fett bleiben, wie du es jetzt bist“.

Der große, große Unterschied zu damals ist, dass ich mir gerade bewusst geworden bin, dass ich all das gedacht habe. Und dieses Wahrnehmen, hat die Macht alles zu verändern. Ich denke an das Seminar von Katie Byron, dass ich vor ein paar Monaten besucht habe.

Magische Fragen für einen anderen Blickwinkel

1.Diese Gedanken, die ich da gerade höre… sind die wirklich wahr?

JAAA” Schreit es unglaublich laut zurück. Ich werde wieder traurig und doch frage ich mich weiter.

2.Kann ich mit 100% Sicherheit wissen, dass sie wahr sind und dass das was ich denke stimmt?

Dass ich nutzlos bin und sich nichts verändert wird, wenn ich jetzt gerade auf dem Sofa liege und über meine Gedanken nachdenke? Dass niemand mich braucht? Dass andere alles besser können als ich? Die laute Stimme, die gerade noch voller Überzeugung JA geschrien hat, schreit nicht mehr ganz so laut. Ich denke weiter.

3.Wie fühle ich mich, wenn ich diese Gedanken denke?

Ich schaudere. Diese Gedanken lassen mich schrecklich fühlen. Als ob ich die nutzloseste Person auf dieser Erde wäre und es breitet sich eine Traurigkeit in meinem Körper aus, die mich lähmt, die mich paralysiert auf dem Sofa hält und mich starr werden lässt. Während ich wieder starr auf dem Sofa liege und die volle Traurigkeit spüre, denke ich weiter.

4.Wer oder was wäre ich ohne diese Gedanken?

Ich überlege: Wenn ich nicht denken würde, dass ich nutzlos bin, mich niemand braucht, ich eh nichts auf die Reihe kriege und alle anderen können das besser können als ich, wenn ich ohne diese Gedanken wäre, wie würde ich mich dann fühlen? Puh… erstmal fühlt es sich fast unwirklich an mir diese Frage zu stellen, doch ich versuche es trotzdem.

Wer wäre ich dann?

Ich wäre wahrscheinlich eine Frau, die gerade auf dem Sofa liegt, einfach weil sie dort liegen möchte. Vielleicht braucht sie eine Pause, vielleicht gefällt es ihr da auf dem Sofa, vielleicht ist sie da schon lang nichtmehr gelesen, vielleicht ist auf dem Sofa liegen, das, was ihr gerade am meisten Spaß macht. Ich wäre wahrscheinlich entspannter und würde mir sagen „Das hast du wirklich toll gemacht. Zum Glück vergleichst du dich nicht mehr wie früher, weil es einfach so sinnlos ist, kein Mensch ist so wie du. Ich wäre fröhlicher und hätte mehr Vertrauen in mich und meinen Weg, weil ich mich nicht die ganze Zeit selbst fertigmachen würde dafür wie und was ich mache.

Während ich so nachdenke, spüre ich wie sich eine Wärme in mir ausbreitet. Die Traurigkeit ist noch da, aber nicht mehr so stark. Stattdessen spüre ich Wärme und auch eine Art Zuversicht. Ich bleibe noch eine weitere Stunde auf den Sofa liegen und beschäftige mich in Gedanken weiterhin damit, wer ich wäre und wer ich bin und irgendwann spürt mein Körper von ganz allein. Ja, jetzt ist die richtige Zeit aufzustehen.

Es gibt diese Tage, Wochen und manchmal auch Monate,

in denen man sich energielos, ohne Motivation und völlig nutzlos fühlt und das Gefühl hat, dass es nie wieder aufhört. Und das, was das Schwierigste in dieser Zeit ist und oft den Prozess des “sich nicht gut Fühlens” noch verlängert, ist unsere Bewertung dessen. Die Bewertung, dass man sich gerade nicht so und so fühlt, dass man gerade “faul” auf dem Sofa liegt, dass man nicht “produktiv” ist….

Ich habe mich früher selbst richtig fertig gemacht, wenn ich nicht das geleistet habe, was ich von mir erwartet habe und es passiert mir auch immer noch. Der enorme Unterschied zu früher jedoch ist:

  • Ich werde mir dieser gemeinen Gedanken relativ schnell bewusst

  • Ich bleibe nicht mehr in diesem unendlichen Gedankenloop und schenke diesen Gedanken nicht mehr ganz so viel Glauben

Wenn du bemerkst, dass du in einer Spirale von Gedanken bist, die dich klein halten und ohnmächtig fühlen lassen, frage dich folgende Fragen

1.          Stimmt dieser Gedanke, den ich gerade denke?

2.          Kann ich absolut sicher wissen, dass das, was ich denke, stimmt?

3.          Wie fühle ich mich, wenn ich diesen Gedanken denke?

4.          Wer oder was wäre ich ohne diesen Gedanken?

 Ich kenne diese Phasen, in denen man einfach nicht mehr kann und sich alles so farblos und leer anfühlt und es ist nicht leicht sich in diesen Situationen, seiner inneren Welt zu stellen, aber ich kann dir versichern, es ist’s so wert!

Falls du Unterstützung brauchst, melde dich gerne jederzeit bei hallo@juliaschneble.com

Bis dahin alles Liebe

Deine Julia

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