Die Phasen der Veränderung bei Essstörungen und was die Angst wirklich bedeutet!

Veränderung kann sich so aufregend und lebendig anfühlen und gleichzeitig kann sie auch richtig Angst machen, vor allem wenn man etwas an seiner Essstörung verändern möchte, die lange Zeit Teil des Lebens war.

  • Was kommt wirklich danach?

  • Kann ich mir sicher sein, dass diese Veränderung gut läuft?

  • Was wenn es nicht gut wird?

  • Was mache ich dann stattdessen?

Bei dem Weg aus meiner Essstörung waren es genau diese Fragen, die mir immer wieder durch den Kopf schossen sind und mir Angst machten. Und wenn man nicht weißt, wie man mit dieser Angst umgehen soll, kann das dazu führen, dass die sie so stark wird, dass die anfängliche Freude und der Enthusiasmus der Veränderung abrupt beendet werden,

Was ist Veränderung und welche Phasen gibt es?

Phase 1 : Die Zeit des Tatendrang

Wenn man sich bewusst dazu entscheidet eine Veränderung zu beginnen, fühlt man oft große Vorfreude und das überwältigende Gefühl der Leichtigkeit. Ab jetzt wird alles anders, besser, schöner. Man plant, was man ab jetzt anders machen möchte und was man erreichen möchte.

Phase 2: Durch den Sturm gehen

Man beginnt also all die neuen Dinge und neuen Verhaltensweisen umzusetzen. Vielleicht integrierst du Nahrungsmittel, die du dir lange Zeit verboten hast, vielleicht ziehst du nicht mehr jeden Tag dein Sportprogramm durch und isst, obwohl du keinen Sport gemacht hast. Vielleicht gibst du dir mehr Pausen und hältst bei dem Impuls eines Essanfalls inne und fragst dich, was du eigentlich brauchst. Und während man dabei ist seine Vorsätze umzusetzen, die einen dorthin bringen sollen, wo das Leben leichter und freier ist, passiert etwas sehr interessantes.

Man fühlt ziemlich oft ein komisches Gefühl.

Eine Art inneren Widerstand, eine große Angst und manchmal auch Wut und Enttäuschung. Und auf einmal fragt man sich. Ist das normal, dass ich mich so fühle? Wenn ich doch eigentlich etwas verändern möchte, damit es mir besser geht, warum fühlt es sich gerade so falsch an?

Und genau das ist der Punkt, an dem viele Menschen unsicher werden und nicht weitermachen. Vielleicht hat es sich ganz schrecklich angefühlt die Schokolade zu essen und keinen Sport zu machen, oder vielleicht hattest du doch wieder einen Essanfall, obwohl du dir so stark vorgenommen hattest keinen zu haben. Du fühlst dich unsicher, ob das wirklich alles klappen soll? Das ist ganz normal. Du bist in der zweiten Phase angekommen und diese Phase ist die wichtigste!

Was ist dieses Gefühl, das sich so falsch anfühlt?

Es ist dein altes Ich, das gerade krampfhaft versucht die Kontrolle zurückzubekommen, denn dein altes Ich möchte natürlich keine Veränderung! Es hat ja ganz gut vor sich hergelebt die letzten Jahre. Gut ging es dir zwar nicht, aber überlebt hast du ja trotzdem. Und das ist alles was gerade zählt! Dein altes Ich versteht nicht, warum es auf einmal Platz machen soll für etwas Neues.

Stell es dir wie eine neue Wohnung vor, in die man frisch umgezogen ist. Am Anfang kommt man rein und fühlt sich noch gar nicht zuhause, weil die neue Wohnung noch komplett leer und alles anders ist. Man darf sie erstmal neu einrichten und sich etwas einleben bevor sich das Gefühl von „Ja, hier fühle ich mich zuhause“ entwickelt. Vielleicht kommt es erst, wenn es etwas wohnlicher und gemütlicher wird. Wenn die Möbel drinstehen, ein paar Bilder an der Wand hängen, Pflanzen auf dem Tisch stehen und langsam Schritt für Schritt spürt man das Zuhause Gefühl immer mehr.

Genauso geht es gerade deinem neuen Ich. Es zieht ganz neu in dich ein und muss sich erstmal an die neuen Situationen gewöhnen und braucht Zeit, um sich zuhause zu fühlen. Und deshalb ist es total normal, dass zu Beginn einer Veränderung erstmal Angst und Widerstand aufkommen.

Sei dir also bewusst, dass jedes Mal, wenn Gedanken aufkommen wie:

  • Das ist alles falsch was ich hier mache

  • Es fühlt sich nicht richtig an

  • Was mache ich hier eigentlich?

  • Bei allen klappt es, außer bei mir

  • Ich krieg einfach nichts hin

das heißt, dass du mittendrin bist im Veränderungsprozess und dass du es genau richtig machst und du kurz davor bist einen Durchbruch zu erleben!

Diese Zeit ist manchmal nicht immer so einfach. Was kann dir also helfen in dieser Phase durchzuhalten?

  • Sei dir zum einen bewusst, dass diese Phase und diese Gefühle ganz normal sind und jeder Mensch sie während einer Veränderung spürt.

  • Rede liebevoll mit dir selbst. Lobe dich täglich für deinen Mut, deine Kraft, dein Durchhaltevermögen und sei stolz auf dich.

  • Spreche über deine Ängste oder schreibe sie auf. Das Aufschreiben oder Aussprechen hilft dir dabei dir Angst aus deinem System zu lassen.

  • Konzentriere dich auf die Dinge, die geklappt haben, anstatt dich runterzumachen für das was nicht geklappt hat.

  • Hole dir Hilfe und Unterstützung entweder bei Freunden, Familie oder auch in Form eines Coachings oder Therapie.

Phase 3: Integration

Die neuen Gedanken und Verhaltensweisen sind jetzt integriert. Man fühlt sich mehr in Verbindung mit dem eigenen Körper und möchte ihm und sich etwas gutes tun. Man isst Essen und genießt es dabei ohne sich hinterher schuldig zu fühlen. Man spürt eine große Freiheit und kann die Veränderung deutlich sehen anhand von Entscheidungen, die man jetzt anders trifft als früher, anhand von Verhaltensweisen und Gedanken, denn das neue Ich ist komplett angekommen und das Gefühl von „Ich habe es geschafft“ ist ganz klar spürbar.

Egal an welcher Stelle du gerade stehst, sei stolz auf dich! Erkenne deine Bereitschaft und deinen Mut zur Veränderung an und vertraue auf dich! Eine Essstörung hinter sich zu lassen, bringt ein Schmerz mit sich, denn dein altes Ich, dass so lange bei dir war, verabschiedet sich.

Und das ist erstmal nicht leicht.

Aber ich kann dir zu 100% versprechen, dass das was danach kommt so viel schöner sein wird und die Leichtigkeit und Lebensfreude überwältigend sein werden. Falls du Unterstützung brauchst auf deinem Weg kannst du dich jederzeit bei mir melden.

Ich weiß, dass du es kannst!

Deine Julia

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